Wilhelm Weber wurde als Sohn des Theologieprofessors Michael Weber in der Wittenberger Schlossstraße 10 im Haus mit der Goldenen Kugel geboren. Er wuchs mit zwei Brüdern auf. Durch die Ereignisse der Befreiungskriege und der Verlegung der Universität Wittenberg zog seine Familie über Bad Schmiedeberg nach Halle an der Saale. Hier besuchte Weber die Latina der Franckeschen Stiftungen und nahm an experimentellen Untersuchungen seines älteren Bruders Ernst Heinrich teil, die zur Herausgabe des Buches Wellenlehre, auf Experimente gegründet (Leipzig 1825) führten. Parallel dazu studierte er, wurde 1827 bei Johann Salomo Christoph Schweigger promoviert und habilitierte sich mit einer Arbeit über die Theorie der Orgelpfeifen.

Nach einer außerordentlichen Professur in Halle folgte er 1831 dem Ruf nach Göttingen (Königreich Hannover), wo er an der Georg-August-Universität Professor für Physik wurde. Dort verlor er sein Amt am 14. Dezember 1837 zusammen mit sechs weiteren Göttinger Professoren (siehe Göttinger Sieben), als er gegen die Aufhebung der Verfassung protestierte. In der Folge lebte Weber als Privatgelehrter in Göttingen oder befand sich auf längeren Reisen.

1843 wurde er nach Leipzig berufen, bis er 1849 nach der bürgerlichen Revolution von 1848 in Deutschland auf seine alte Stellung zurückkehren konnte.


Abb: 1 Denkmal von Gauss und Weber in Göttingen

In Göttingen war Weber sehr eng mit Carl Friedrich Gauß, dem Erdvermesser und deuschen Vater der nichteuklidischen Geometrie befreundet, mit dem er viele Jahre lang zusammenarbeitete. Sie konstruierten 1833 einen elektromagnetischen Telegraphen. Dazu verlegten sie zwei Kupferdrähte über die Dächer der Stadt Göttingen und vermittelten Ostern 1833 den telegraphischen Verkehr zwischen dem physikalischen Institut und dem magnetischen Observatorium der Sternwarte. Im ersten Telegramm (in einem Code ähnlich dem später erfundenen Morsecode) wurde laut der Überlieferung, die möglicherweise nur eine Legende ist, der Text übermittelt: „Michelmann kommt.“ (Michelmann war der Institutsdiener.) 1836 gründete er zusammen mit Gauß und Alexander von Humboldt den Magnetischen Verein. Das in Göttingen stehende Gruppen-Denkmal erinnert an diese Großtat der Wissenschaft. Der sitzende Gauss hält in seiner Hand einen Draht, der heute nicht mehr vorhanden ist. Zum Zeitpunkt dieser Erfindung im Jahr 1833 war Gauß bereits 56, Weber jedoch erst 29 Jahre alt. Den Altersunterschied der Personen lässt das Denkmal nicht erkennen, sie erscheinen vielmehr gleichaltrig. Gauß wird als der Bedeutendere von dem Bildhauer Ferdinand Hartzer etwas hervorgehoben. Weber hört und fragt, während der sitzende Gauß spricht.


Abb: 2 Die vier Bände in englischer Sprache von Wilhem Webers Werk,
herausgegeben von André Koch Torres Assis

Beim Vergleich der elektrostatisch und elektrodynamisch gemessenen Ladungsmenge fiel Weber auf, dass eine Konstante von Bedeutung war, die die Dimension einer Geschwindigkeit hatte. Weber und Kohlrausch gaben für diese Konstante einen Wert an, der um den Faktor 2 vom tatsächlichen Wert abwich, weil zu ihrer Zeit noch ein fehlerhaftes Modell für den Transport des elektrischen Stromes verwendet wurde. Der (nach heutigem Wissen korrigierte) Wert betrug c ≈ 3,1×108 m s−1 und stimmte im Rahmen der Messgenauigkeit mit dem damals verwendeten Wert der Vakuumlichtgeschwindigkeit überein. Dieses Ergebnis inspirierte James Clerk Maxwell zur Annahme, dass das Licht eine elektro-magnetische Welle sei. Aus den maxwellschen Gleichungen (1864 veröffentlicht) folgte nämlich, dass sich elektromagnetische Wellen mit einer Geschwindigkeit ausbreiten, die nach folgender Gleichung zu berechnen ist:

Die Erkenntnis wurde 1857 veröffentlicht.  Hierbei sind μ0 die magnetische Feldkonstante und ε die elektrische Feldkonstante des Vakuums. Die Identität der Materie des kosmischen Plasmas mit der Konstante aus dem Experiment von Wilhelm Weber und Rudolf Kohlrausch hat dadurch eine theoretische Begründung erfahren, auch wenn das Einstein später negieren wollte, indem er die Lichtgeschwindigkeit als eine Konstante in seiner Theorie vorausgesetzt hat, was aber dem Dopplereffekt und der intrinsischen Rotverschiebung der Spektrallinien widerspricht.

Nun hat der Physiker Andre Koch Torres Assis Professor an der Universität Campinas (Brasilien) https://www.ifi.unicamp.br/~assis/ sich der Mühe unterzogen, Webers Hauptwerke zur Elektrodynamik in vier Bänden mit Hilfe eines Teams von ehrenamtlichen Übersetzern in die englische Sprache zu übertragen und so weltweit computerlesbar als PDF-Dateien zugänglich zu machen. Ein fünfter Band ist in Vorbereitung. Die Bücher sind auch über Amazon in gedruckter Form erhältlich.

PDF: http://www.ifi.unicamp.br/-assis/Weber-in-English-Vol-1.pdf
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http://www.ifi.unicamp.br/~assis/Weber-in-English-Vol-2.pdf
PDF: http://www.ifi.unicamp.br/~assis/Weber-in-English-Vol-3.pdf
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